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Aktion Demonstration

Bericht und Einschätzung zu den Protesten gegen die IAA 2023

Alle zwei Jahre präsentiert sich das deutsche und Teile des internationalen Automobilkapitals bei der IAA in München. Hier treten einige aktuelle Widersprüche des Kapitalismus sehr offen zu Tage: Die Automobilkonzerne verdienen daran, möglichst viele und möglichst große Fahrzeuge (seien es Privatautos, LKW oder Militärfahrzeuge) zu verkaufen, das heißt ihr Geschäftsmodell trägt es in sich den Klimawandel weiter voranzutreiben, die Ressourcen der Erde im rasanten Tempo zu verbrauchen und Menschen weltweit bei der Produktion auszubeuten. Das Geschäft mit den Autos basiert (wie viele andere Sektoren im Kapitalismus) auf einer absurden Konsumlogik – Autos stehen 90 % der Zeit nur herum, trotzdem kommt auf jeden zweiten Einwohner Deutschlands ein angemeldetes Auto. Dadurch dass das Auto eins der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste, deutsche Industrie- und Exportprodukt ist, hat diese Kapitalfraktion ein unglaubliches Gewicht im Verhältnis zum deutschen Staat. Die Profitbedürfnisse der Eigentümer:innen von BMW, Mercedes und Co strukturieren auf besondere Weise unsere Gesellschaft: die Städte sind auf den Autoverkehr ausgelegt, der Individualverkehr wird mit Pendlerpauschale, Steuervergünstigungen für Firmenwagen usw. subventioniert und der ÖPNV im Vergleich dazu systematisch kaputtgespart. Dass all diese Widersprüche weiterbestehen können, anstatt dass die Mobilität auf andere Weise kollektiv organisiert wird, liegt in den Eigentumsverhältnissen im Kapitalismus begründet.

Zur Vertuschung all dieser Zusammenhänge gibt das Autokapital jedes Jahr viel Geld für Marketing aus, ein Teil dieser Werbestrategie ist die IAA. Dort wird sich einerseits vermeintlich „grün“ präsentiert und alternative Mobilität auf die Fahnen geschrieben, um das Image vom Klimakiller Auto loszuwerden und den Anschluss an andere nationale Kapitale wie die chinesischem Autobauer nicht zu verlieren. Andererseits wird wie eh und je die Werbetrommel gerührt für das Auto als erstrebenswertes Statussymbol. In den Messehallen werden die dicksten und alltagsuntauglichsten Spritschleudern ausgestellt, deren einziger Bezug zum Leben der Durchschnitts-Besucher:innen ist, dass sie den Standard-Hintergrund für IAA-Selfies abgeben.

Die Klimabewegung hat schon 2019 begonnen die IAA als Ausdruck der Klimazerstörung anzugreifen, und sich abgesehen davon, dass sich hier inhaltlich viel zeigt, hat sich diese Veranstaltung durch die breiten Proteste zu einer wichtigen Mobilisierung der linken Bewegung in Deutschland entwickelt. Grund genug für uns, uns an den Protesten zu beteiligen. Gemeinsam mit verschiedenen antikapitalistischen Klimagerechtigkeitsstrukturen sind wir im Zusammenschluss Smash IAA aktiv, gegründet vor zwei Jahren als die IAA zum ersten Mal in München stattfand. Smash IAA konnte damals schon erfolgreiche Störaktionen mit klassenkämpferischem Ansatz durchführen. Vom 05. – 10. September 2023 waren wir in München auch am Mobilitätswendecamp im Luitpoldpark mit einem revolutionären Barrio, Veranstaltungen und vielfältigen Aktionen und der gemeinsamen Großdemo gegen die IAA beteiligt.

Smash IAA hat einen ausführlichen Bericht zu den Aktionen dieses Jahr veröffentlicht, auf den wir gerne verweisen. Wir wollen mit dieser Veröffentlichung nicht auf jedes Detail der Mobilisierung eingehen, sondern thesenhaft einige Beobachtungen und Schlussfolgerungen aus den Erfahrungen der IAA festhalten, die Grundlage für strategische Diskussionen sein können und sich unserer Meinung nach teilweise auch verallgemeinern lassen.

Weiter geht es hier: https://perspektive-kommunismus.org/2023/09/15/bericht-und-einschaetzung-der-proteste-gegen-die-iaa-2023/